2.5 Der 2. und 3. Hauptsatz der Thermodynamik

Auf der Suche nach Entropiefunktion S = S(V,T) betrachten wir den Carnot-Kreisprozeß:

                   (   )
                     V2
|Dw |=  nR(T1- T2)ln  V1

             (   )
Dq1 = nRT1 ln  V2
              V1

|-----------------------------------------------------|
-Frage: Wie-groß-ist-der-Wirkungsgrad j-der Carnot-Maschine?

                        (  )
    |Dw |  nR(T1 - T2)ln  VV2    T  - T       T
j  =_ -----= ----------(--)-1- = -1----2= 1 - -2    (T1 > T2)
     Dq1      nRT1 ln VV21         T1         T1

Fazit:
|---------------------------------------------------|
|Carnot-Maschine hat immer einen Wirkungsgrad j < 100%!
----------------------------------------------------

Anmerkung: __________ Dies gilt nicht nur für ein ideales Gas als Arbeitsmedium, sondern allgemein. Man sollte sich merken, daß j steigt, wenn T1 erhöht wird.

2.5.1 Entropie und der 2.Hauptsatz

Suche Funktion S(V,T), welche die Richtung angibt, in der spontane und damit irreversible Prozesse verlaufen.
Lösung:

Wir gehen vom Carnot-Kreisprozeß aus: j = Dw--
Dq1 = Dq1-+-Dq2
   Dq1 = T1--T2-
  T1
Denn: Dq1 = nRT1 ln(  )
 V2
 V1; Dq2 = -nRT2 ln(  )
 V2
 V1

Damit gilt also:

   Dq        T      Dq    Dq
1+ ---2= 1 - -2und  --1+  --2-= 0
   Dq1       T1     T1    T2

Interpretation: Die Summe der reduzierten Wärmen Dqi
 Ti ist für reversible Kreisprozesse  =_ 0:

| sum -Dq------|
|   ---i =_  0|
| i- Ti     |
|  rev      |
------------

Ein beliebiger reversibler Kreisprozeß kann durch infinitesimal kleine Carnot-Kreisprozesse approximiert werden.

PIC

Daraus ergibt sich folgender Grenzwert:

                 gf 
 lim  =  sum  Dq1- =_    dqrev-= 0
Dqi'-->0    0  Ti       dT

Die Funktion dqrTev- hat damit die Eigenschaften einer Zustandsfunktion. Dies führt zur thermodynamischen Definition von Entropie:

|---------|
|    dqrev|
dS = --T--|
-----------

Frage:

Gibt S auch die Richtung spontaner irreversibler Prozesse an?

Antwort:

Wir betrachten einen modifizierten Carnot-Prozeß mit 2 irreversiblen Schritten (2) und (4).

PIC

Für einen Kreisprozeß mit irreversiblen Teilschritten gilt:

                                                           (        )
   sum    = Dq1-+ nCV-(T2---T1)+Dq2-+ nCV-(T1---T2)= nC  (T -T )  1--  1-  < 0, wenn T > T
    Dqi   T1|       T2       T2|       T1          V  1  2   T1   T2            1   2
KreisTi    (1)                 (3)

Zusammenfassung:
Wir zerlegen den irreversiblen Prozeß in infinitesimal kleine Teilschritte - analog vorher -
    gf 
==>     dq < 0
      T
      irr

Wir betrachten folgenden Kreisprozeß:

PIC

Da der 1.Teilschritt irreversibel ist, gilt:

 gf       integral 2       integral 1
  dq =   dqrev+    dqirr< 0
   T   1   T    2   T

In reversiblen Teilschritten resultiert:

 integral 1 dqirr  integral 1
   -T-- =_   dS = S1 - S2 = DS
2        2

Wir erhalten für den gesamten Kreisprozeß:

 gf  dq   integral 2 dq                       integral 2dq
   --=    --rev-+ DS < 0 ==> S2- S1 >   --rev(2.Hautpsatz)
   T    1  T                       1   T

2.Hauptsatz:

Zustandsänderungen in einem isolierten System haben folgende Entropieänderungen zur Folge:

  1. Wenn reversibel: DS = 0
  2. Wenn irreversibel: DS > 0

Die Entropie gibt somit die Richtung irreversibler Prozesse an. Ein solcher Prozeß liegt genau dann vor, wenn DS > 0 gilt. Wir fassen unsere Ergebnisse zu S = S(V,T) bzw. S = S(p,T) zusammen:

  1. Wirkungsgrad einer Carnot-Maschine:
    j = Dw--= 1- T2    (T  > T ) ==> immer kleiner als 100%
    Dq       T1      1    2

  2. dS  =_ dq
T bei reversibler Zustandsänderung
  3.  gf dS = 0 d.h. Zustandsfunktion
  4. In einem abgeschlossenen System gilt:
    DS  =_ S2 - S1  =_ 0 für reversible Prozesse, DS = S2 - S1 > 0 für irreversible Prozesse

2.5.2 Statistische Interpretation der Entropie

Einführendes Beispiel: spontaner Prozeß

PIC

Nach dem 2.Hauptsatz gilt S2 - S1 > 0. Fakt ist, daß Zustand (2) ungeordneter als Zustand (1) ist. Molekeln in (2) haben mehr Möglichkeiten, sich in V 2 zu verteilen, also mehr Realisierungsmöglichkeiten. Dieser Zustand ist folglich viel wahrscheinlicher!

Vermutung:

S ist Maß für Unordnung!

Frage:

Was ist der Zusammenhang zwischen S und der Unordnung eines Zustandes? Oder mit anderen Worten: S=? f(N)?

Lösung:
         1
W1(V1) = 2 = const.V1

W (V ) = 1= W  (V ).W (V ) = 1.1 = 1
 2  1    4    1  1    1 1    2 2   4

Daraus folgt WN(V 1) = W1(V 1)N. Die Wahrscheinlichkeiten sind multiplikativ verknüpft. Kommen wir nun zurück zu f(W)?
= S. S ist eine extensive thermodynamische Variable, d.h. S2N = SN + SN. Wir suchen also eine Funktion, durch die:

  1. Multiplikative Eigenschaft von W(V ) berücksichtigt wird
  2. Additive Verknüpfung bei S berücksichtigt wird

Dies erfüllt gerade der Logarithmus:

f  =_  ln bzw. log d.h. S = kB ln W

Frage:

Warum handelt es sich bei der Konstanten vor dem Logarithmus um die BOLTZMANNkonstante kB?

Antwort:

Wir betrachten die isotherme reversible Expansion eines idealen Gases:
dU = dq + dw = dq - pdV = CV dT - pdV = 0
dqrev = -dw = pdV ==> integral (1)(2)dqrev
  T =  integral (1)(2)pdV-
 T =  integral (1)(2)nR-
VdV = R ln(   )
  V2
  V1
DS = R ln(   )
  V2
  V1 = NA . kB ln(   )
  V2
  V1 = kB ln(   )
 V2
 V1NA

2.5.3 Entropieänderungen bei einfachen reversiblen Zustandsänderungen

Beispiel: Tiefenabhängigkeit bei p=const. oder V =const.
                          (   )      (    )         (                 )
S ist Zustandsfunktion: dS =  @S-   dT +  @S-   dV      V -Variation = dqrev-
                           @T  V      -@V- T---                    T
                                          =_ 0

Wir betrachten den Fall V =const.:

(@S )       dqrev   dU - dw   dU + pdV   CV
 @T-   dT = --T--=  ---T----= ----T----= -T-
      V

Es resultiert hiermit:

       (    )
         @S-            CV-
CV  = T  @T  V und dS =  T dT

Daraus folgt wiederum die Beziehung:

|-------------------------|
|               integral T2       |
|DS = S  - S =    CV(t)dT |
|      2    1      T      |
---------------T1---------

2.5.4 Umwandlungsentropien

Wir betrachten einen reinen Stoff und wollen wissen, wie Phasenumwandlungen und Entropieänderung DS zusammenhängen:

|----------|
DStrans >-0-

                      |-----------------|
     (dqrev)    dH    |         DHtrans |
dS  =_   -dT--  = -T- ==> |DStrans =-Ttrans- |
             p        ------------------

Nach der TROUTONschen Regel gilt näherungsweise:

|-----------------|
|DSevap  ~~  85--J---|
------------mol.K--

2.5.5 Absolutberechnung der Entropie einer Substanz und 3.Hautpsatz der Thermodynamik

Frage:

Wie groß ist S(T), ausgehend von T = 0'-->T bei p =const.?

Antwort:

S(t) = S(T = 0) +  integral 0TSmCp(s)
 TdT + DSm-H-
 TSm +  integral TSmTSCp(l)-
 TdT + DV-H-
 TS +  integral TSTCp(g)
  TdT

Man wird sich nun fragen, wie groß die Entropie beim absoluten Nullpunkt ist: S(T = 0) =? Dazu kühlen wir im Gedankenexperiment einen Festkörper langsam ab, so daß ein perfekter Kristall vorliegt.

PIC

3.Hautpsatz:


Alle perfekten (im inneren thermischen Gleichgewicht befindlichen) Kristalle haben dieselbe Entropie S(T = 0), d.h. S'-->0 für T'-->0. Diese Aussage ist mit BOLTZMANN konsistent.