5.7 Spezifische Wärme des Gitters

Die spezifische Wärme beim konstantem Volumen ist definiert durch:

     (    )
CV =   @U-
       @T  V

U ist hierbei die innere Energie. Experimentell zugänglich ist jedoch oft nicht CV , sondern Cp. Hierbei gilt folgender Zusammenhang:

            2   - 1
Cp- CV = 9b V Tk

b ist hierbei der lineare thermische Ausdehnungskoeffizient und k das Kompressionsmodul. Bei idealen Gasen der Stoffmenge 1mol gilt Cp - CV = R. Beim Festkörper gilt jedoch Cp - CV  ~~ 0, weil b sehr klein (in harmonischer Näherung) ist. Nach der Regel von Dulong-Petit hat ein Festkörper bei hohen Temperaturen den Wert:

                  J
3R = 3NAkB   ~~  25K-.mol

PIC

Für tiefe Temperaturen ergibt sich ein rascher Abfall, welcher klassisch jedoch nicht erklärbar ist.

5.7.1 Einstein-Theorie (1907)

Die Theorie ist, das ein Festkörper aus einzelnen unabhängigen identische harmonischen Oszillatoren aufgebaut ist. Deren Energie beträgt:
    (      )
          1
E =   n+  2 hwE

Man bezeichnet wE als Einstein-Frequenz. Bei hohen Temperaturen ist deren Anteil etwa 3kB. Die thermische Besetzung „liefert“ den Abfall bei tiefen Temperaturen. Es ergibt sich aber bei der Einstein-Theorie ein zu schneller Abfall. Diesen Unterschied bekommt man besser in den Griff, indem man gekoppelte Bewegungen von Oszillatoren (Gitterdynamik) berücksichtigt. Eben diese Gitterdynamik spielt eine große Rolle bei kleinen Frequenzen. Damit erhält man einen etwas größeren Wert für CV als bei Einstein, aber dennoch diesen raschen Abfall. Das Vorgehen ist folgendes. Man betrachtet die Zustandsdichte der Phononen:

Daraus erhält man die innere Energie und somit die spezifische Wärme. Ist die Phononenzustandsdichte eigentlich kontinuierlich? NEIN! Wir betrachten die Eigenmoden bzw. Nomalschwingungen des gesamten Festkörpers. Hierbei gibt es zwei Abzählmethoden:

5.7.3 Thermische Besetzung eines harmonischen Oszillators

Die Energieeigenwerte des harmonischen Oszillators im Gleichgewicht sind:
     (      )
E  =   n+  1 hw
  n        2

n + 1
2 ist nicht fest! Die Besetzungswahrscheinlichkeit Pn ergibt sich nun mittels des Boltzmann-Faktors:

        (      )
Pn  oc  exp --Ea-
           kBT

Wie der Vorfaktor aussieht, hängt von der Normierung ab. Wir normieren die Summe der Wahrscheinlichkeiten auf 1:

                      (      )
 sum  oo                exp  -kEBaT-
   Pn = 1 ==> Pn =  sum  oo --(------)-
n=0                 exp  - En--
                 n=0       kBT

        (  -nhw)[        (  hw--)]
Pn = exp  -kBT    1- exp  - kBT

Die mittlere Energie des harmonischen Oszillators ergibt sich aus:

          oo  sum         [      (   hw )]     oo  sum  (    1)[    (   hw )]n
E(w,T) =    EnPn =  1- exp  - k-T-  hw     n + 2   exp  -k--T
         n=0                    B       n=0                B

Mit  sum n oo nxn = xd--
dx sum n oo xn = ---x---
(1 -x)2 ergibt sich schließlich der Erwartungswert der Energie:

|----------- |_ ---------------- _| |
|                               |
|E(w,T ) = hw |_ --(--1-)----+ 1 _| |
|             exp khBwT- - 1   2  |
--------------------------------

Vergleiche dies mit En = hw(    1)
 n + -
     2:

<n> = ---(-1-)-----
      exp  -hw- - 1
          kBT

Es handelt sich hierbei um den Erwartungswert der Quantenzahl N oder auch anders gesagt um die mittlere Besetzungszahl eines Phononenzustandes, den man mit q und wq bezeichnen kann. Diese Bose-Einstein-Statistik gilt übrigens auch für Photonen. Die innere Energie erhält man nun durch Multiplikation mit der Zustandsdichte und Integration:

       w integral D
U(T) =    hwD(w)<n(w,T )>dw
      w=0

Hierbei wurde die Nullpunktsenergie als irrelevante Konstante weggelassen. Durch Einsetzen der Zustandsdichte und Besetzungszahl folgt:

       qN  integral wD   hw2
U (T ) = w2   ---(-hw-)----dw
        D 0  exp  kBT  - 1

Mit der Debye-Temperatur kBQ = hwD, x =  hw
----
kBT und xD = hw
---D
kBT erhält man nun:

|-------------------------------------------|
|     (   )          (   )3 x integral D  4           |
|CV =   @U-   = 9N kB  T-     -x--exp(x)-2 dx|
|       @T  N          Q   0  (exp(x)- 1)    |
---------------------------------------------

Wir haben hier einen Materialparameter, nämlich die Debye-Temperatur Q; ansonsten ist die Formel jedoch universell. Man bezeichnet die Beziehung auch als Debye’s spezifische Wärme ______________________.

Grenzfälle:
Beispiele für Debye-Temperaturen:









Element C Si Fe Al NaCl Au Ar He (fest)









Q [K] 2200 640 470 430 320 164 92 25









Bei Q ~ vD ergibt sich eine Variation von etwa zwei Größenordnungen und damit bei CV  oc T3
Q3 eine Variation um ungefähr sechs Größenordnungen. Die Debye-Näherung ist sehr gut bei T < Q
100- und bei T > Q
5-. Im mittleren Bereich ist das Spektrum der Gitterschwingungen wichtig, womit es Abweichungen von Debye’s spezifischer Wärme gibt.

Oft besser ist es, akustische Phononen durch Debye’s Näherung und optische Phononen durch Einsteinoszillatoren. Für die spezifische Wärme mehrdimensionaler Systeme gilt:

Allgemein gilt für die Zustandsdichte D(w)  oc wd-1. Und damit gilt CV  oc Td.

PIC

Betrachten wir beispielsweise 3He-Atome auf Graphit (zweidimensional): Q variiert hier in Abhängigkeit vom Bedeckungsgrad von etwa 18K bis 34K von 0,08Atom2e
  ºA bis 0,09Atome
  ºA2.