7.1 EULERgleichungen bei Problemen in Parameterdarstellung

Eine Eigenschaft der EULERgleichungen

d-
dtfp(y(t),y˙(t)) = fz(y(t),y˙(t))    (E)

Für N = 2 gilt:

d-fpj(y(t),y˙(t)) = fzj(y(t), ˙y(t)) mit j = 1, 2
dt

Die Voraussetzung ist, daß y  (- C2 sein muß. Die Homogenitätsrelation war

f(z,cp) = cf(z,p) <==> f(v,w) = w .fp(v,w)   (H)

Wir gehen aus von einer Lösung y = y(t)  (- C2 von (E). Aus Gleichung (H) ergibt sich:

0 =-d [f(y(t), ˙y(t))- y˙(t).f (y(t),y˙(t))]
   dt                   p

Führen wir die Differentiation aus:

                                                            d
0 = y˙(t).fz(y(t),y ˙(t))+ ¨y(t).fp(y(t), ˙y(t))- ¨y(t) .fp(y(t), ˙y(t))- y˙(t).dtfp(y(t), ˙y(t)) =
        (              d           )
 = y˙(t). fz(y(t), ˙y(t))---fp(y(t), ˙y(t))
                      dt
(7.2)

Schreiben wir dies komponentenweise auf:

        (                           )      (                           )
                       d-                                 -d
0 = y˙1(t) fz1(y(t),y˙(t)) - dtfp1(y(t), ˙y(t)) + ˙y2(t) fz2(y(t), ˙y(t))- dtfp2(y(t),y ˙(t))

Da ˙y(t)/=0 ist, gilt entweder y˙1(t)/=0 oder y˙2(t)/=0, woraus folgt:

(                           )     (                           )
               d-                                d-
 fz1(y(t), ˙y(t))- dtfp1(y(t),y˙(t)) = a  fz2(y(t),y˙(t))- dtfp2(y(t), ˙y(t))

Wenn man eine der beiden EULERschen Gleichungen gelöst hat, so bringt die zweite EULERsche Gleichung keine zusätzlichen Informationen; die beiden EULERschen Gleichungen sind voneinander abhängig. Man sucht sich infolgedessen zur Lösung immer die einfachere Gleichung!

Beispiel:

Beispiel:

Wir betrachten das Funktional:

       integral t1
F(x) =  ||x˙(t)||dt mit x(t)  (-  R2

      t0

Hiermit können geodätische Linien in der Ebene berechnet werden. Es gilt f(z,p) = ||p||. Dann gilt die EULERsche Gleichung:

                     (f(t))
d--˙x(t)-= 0 mit x(t) = y(t)
dt||˙x(t)||

d-----f˙(t)-----   d---y˙(t)---
dt V~ ---2---˙--2 = dt V~ -2---˙2-= 0
    ˙f(t) + y(t)        ˙f + y

Es folgt hiermit durch Integration:

                  ˙
 V~ -f˙(t)--= C1, V~ -y(t)-- = C2
 f˙2 + y˙2        f˙2 + ˙y2

Wir erhalten durch Division der beiden Gleichungen:

˙f          y˙
y-= C3 oderf˙= C4

Mit ˙f = C3˙y erhalten wir f(t) = C3y(t) + C5 (x = C3y + C5), also eine Gerade.

Beispiel:

Es soll folgendes Funktional minimiert werden:

         t integral 1[                V~ ------]
            1 (  ˙    )       2   ˙2
F(f,y) =    2  fy - y ˙f - c  ˙f + y   dt mit c  (-  R
        t0

Wir betrachten alle Kurven in der Ebene durch die Punkte A und B mit der Länge 2L, welche den maximalen Flächeninhalt einschließen.

PIC

Es handelt sich um eine Variante des isoperimetrischen Problems.

               1                V~ -2---2
f(z1,z2,p1,p2) = 2 (z1p2 -z2p1)- c p1 + p2

Um die EULERsche Gleichung aufstellen zu können, benötigen wir:

fp = - 1z2- c  V~ -p1---, fz = 1p2
  1    2       p21 + p22  1   2

fp2 und fz2 folgt analog. Damit gilt für die erste EULERsche Gleichung:

  (                 )
d     1        f˙        1
--  - -y- c  V~ -------  = -y˙   (1)
dt    2       ˙f2 + y˙2    2

  (                )
d   1         ˙y          1
--  -f - c V~ -------  = - -f˙   (2)
dt  2       f˙2 + ˙y2      2

Gleichung (1) ist äquivalent zu:

    [             ]
 ˙   -f˙y¨--y˙f¨   1-
y(t) (˙p2 + y˙2)32 - c = 0

Gleichung (2) sieht analog aus:

    [              ]
      f˙y¨- y˙f¨   1          ˙f¨y - ˙y¨f     1
f˙(t)  (p˙2 +-y˙2)-32- c = 0 <==> (-------)32 = c
                            ˙f2 + y˙2

Der Betrag dieser Größe ist die sogenannte Krümmung der Kurve. Die Krümmung ist also konstant, was nur für einen Kreis mit Radius |c| der Fall ist.

Man kann auch so vorgehen: Aus Gleichung (1) ergibt sich unter anderem:

     ---f˙----
y+ c  V~ f˙2 + ˙y2 = C1

Und aus Gleichung (2):

     ---y˙----
f- c  V~ f˙2 + ˙y2 = C2

Man kann die erste Gleichung mit ˙y und die zweite mit ˙f multiplizieren und dann beide Gleichungen addieren. Dann fällt der Term mit der Wurzel heraus und die entstandene Gleichung ist einfach zu lösen. Eine andere Möglichkeit ist folgende:

y- C  = - c V~ --˙f----
     2       ˙f2 + y˙2

              ˙y
f - C1 = c V~ -------
            f˙2 +y˙2

Durch Quadrieren und Addieren erhält man nun sofort die Kreisgleichung:

                       |------------------------------------(----)--|
                       |                                      f(t)  |
(f-C1)2+(y -C2)2 = c2 <==>|(x- C1)2 + (y- C2)2 = c2 mit x = x(t) = y(t)|
                       ---------------------------------------------|

(a- C )2 + C2 = c2
      1     2

       2    2   2
(a+ C1) + C 2 = c

Hieraus ergibt sich C1 = 0, also a2 + C22 = c2.

PIC

L-= 2pc-<==>  L-= c
a    2p     a

Mit L = ca und a = csina ergibt sich:

|sin-a---a----------|
|---- = --mit L > a|
--a-----L----------|

PIC

Im Falle C2 < 0 erhalten wir:

PIC

Es gilt C2 = -ccosa. Dann folgt:

x = f(t) = c sin(t)

y = y(t) = -c(cos(t)+ cos(a)) f¨ur p- a < t < p + a

Dann läßt sich auch der maximale Flächeninhalt bestimmen:

    p integral +a           |---[-----------]-|
           ˙      |L2-    1         |
I =    f(t)y(t)dt =|a2  a- 2 sin(2a)  |
   p-a            ------------------