5.1 Postulate der speziellen Relativitätstheorie

Gesucht ist die Transformation, die den Koordinatenachsen beschreibt und verträglich mit den Postulaten der speziellen Relativitätstheorie ist.

              ' '  ' '
(ct,x,y,z) '--> (ct,x ,y,z )

Spezielle Lorentztransformationen sind folgende:

  '
ct = g(ct- bx)

x'= g(x- bct)

y'= y

z'= z

Wobei hier folgende Definitionen festgelegt werden:

|---v---------1---|
b = -, g =  V~ ----2|
----c-------1---b--

Im Grenzfall v2
c2 « 1 geht die Lorentz-Transformation in die Galilei-Transformation über:

|-------------------|
-t'=-t und-x'=-x---vt|

|-----|
-g '-->-1-

5.1.1 Fritz-Gerald-Lorentz-Kontraktion

Ein Stab der Länge L0 befinde sich im System O' in Ruhe. x1', x2' seien Anfangs- und Endkoordinaten des Stabes, wobei L0 = x2'- x1' gilt. Für die Koordinaten des Stabes gilt nun:
(t1,x1),(t2,x2)

Die Lorentztransformation liefert folgenden Zusammenhang:

 '              '
x1 = (x1- bct1)g,x2 = (x2- bct2)g   (*)

Wie mißt nun der Beobachter die Länge des Stabes in O? Dazu messen wir die Länge des Stabes in O, indem wir gleichzeitig (t1 = t2) Anfangs- und Endpunkt bestimmen. Die Länge L in O ist dann L = x2 - x1. Gleichung (*) liefert nun:

L0 = x'- x' = (x2 - x1).g = L .g
      2   1

Damit folgt nun:

|-------|
|   1-  |
L = g L0|
---------

g > 1 impliziert nun, daß L < L0. Diesen Effekt bezeichnet man als Längenkontraktion ________________.

5.1.2 Zeitdilatation

Instabile Teilchen können als Uhren verwendet werden. Man beobachtet verschiedene scheinbare Lebensdauern für verschieden schnelle Teilchen. Wir stellen uns vor, daß sich ein Teilchen im System O' am Ursprung und in Ruhe zur Zeit t1' = 0 erzeugt wird. Der Zerfall dieses Teilchen soll zur Zeit t2' = T0 (wahre Lebensdauer im Ruhesystem des Teilchens) stattfinden. Wir haben somit zwei Ereignisse, nämlich:

Was sind nun die Koordinaten der Ereignisse in O? Dazu verwenden wir nun genau unsere Lorentztransformationen, womit folgt:

Wie groß ist nun die scheinbare Lebensdauer T? Nun gilt ja folgender Zusammenhang mit der Lorentztransformation:

cT  = ct' = g .(cT - b .bcT) = g .(1- b2)c.T = 1-.c.T
  0   2                                   g

Dann ergibt sich mit 1 - b2 = 1
g2:

|-------|
T0 = 1T |
-----g---

Die Lebensdauer der Myonen ist somit im bewegten System größer.

5.1.3 Eigenzeit

Folgende Analogie gibt es im dreidimensionalen Raum R3. Wir besprechen nun Drehungen statt Lorentz-Transformationen. Eine Größe, die invariant unter Drehungen ist, ist der Betrag eine Vektors:
2    2   '2
l = x = x

Infinitesimal bedeutet dies:

dl2 = dx2 + dy2 + dz2 = dx'2 + dy'2 + dz'2

PIC

Die Länge eines Kurvenstücks berechnet sich folgendermaßen:

|-----------------|
|    P integral 2     integral P2  V~ ---|
|L =   dl =    dl2|
|   P      P      |
-----1------1-----

Eine Kurve kann in verschiedenen Koordinatensystemen auf unterschiedliche Art und Weise parametrisiert werden:

x(u),y(u),z(u)

Es handelt sich als um drei Funktionen, wobei u1 < u < u2. Wir interpretieren nun obige Formel für die Längenberechnung eines Kurvenstücks:

------------------------------------------
|    P integral 2     integral u2  V~ (---)----(---)----(---)-   |
|                dx- 2    dy-2    dz- 2   |
|L =   dl =      du   +   du   +  du   du |
----P1-----u1-----------------------------|

Gegeben sei nun eine Funktion F(l), die entlang der Bahnkurve definiert ist. dF-
 dl liefert bei Berechnung in verschiedenen Koordinatensystemen und mit verschiedenen Parametrisierungen immer das gleiche Resultat. Entsprechend für Lorentz-Transformationen wissen wir, daß c2t2 = c2t2 -x2 invariant unter eben diesen Transformationen ist.

 2 2   22    2   2'2   '2
c t = c t - x = c t - x

Dies sollte für spezielle Lorentztransformationen nachgerechnet werden. Infinitesimal gilt hier wieder:

c2dt2 = c2dt2- (dx2 + dy2 + dz2)

Beispiel:
Bei vorgegebener Geschwindigkeit v(t) gilt:
  2   2  2
dx = v  dt

  2  (    v2)   2
dt =   1- c2  dt  (Zeitdilatation)

t ist hierbei die sogenannte Eigenzeit, die nun gegeben ist durch:

    P integral 2
t =   dt
   P1

Dabei handelt es sich um die abgelaufene Zeit im Ruhesystem des Teilchens.

Beispiel:
Ein Elektron der Masse 0,51 MeV bewege sich auf einer Kreisbahn im Beschleuniger (Umfang von 28 km) mit einer Energie von 51 GeV. Was ist nun die abgelaufene Eigenzeit pro Umlauf?

5.1.4 Lorentz-Transformation, Vektoren, Tensoren

Wir erinnern uns hierbei an Drehungen im euklidischen Raum:
 '              (  -1)
ai = Dikak, wobei D  ik = Dki

 sum 
   DikDjk = dij
 k

Die Summenkonvention schreibt vor, daß über den gemeinsamen Index k summiert wird:

DikDjk = dij

Die Spalten bzw. Zeilen sind orthonormiert, wobei c2t2 -x2 invariant ist. Hier kommt der erste interessante Gesichtspunkt auf. c2t2 -x2 kann nämlich größer oder kleiner als 0 sein! Wenn diese Kombination positiv ist, gibt es immer eine Lorentztransformation, so daß die Raumkoordinaten verschwinden und nur die Zeitkoordinaten übrig bleiben. Ist der Ausdruck kleiner als 0, so kann man die Zeitkoordinaten verschwinden lassen, wobei nur die Raumkoordinaten erhalten bleiben.

Wir verwenden Vierervektoren:

                               m
xm = (ct,x,y,z);m = 0,1,2,3 sowie x = (ct,-x,- y,-z)

 sum   m         2    2   2   2
   x  .xm = (ct) - x - y - z
 m

xm nennt man kovariant und xm kontravariant. Wir können zwischen den beiden Vektoren folgendermaßen transformieren:

                     (1   0   0    0)
          n           0  - 1  0    0
xm = Gmn .x mit Gmn = 0   0   -1   0
                      0   0   0   - 1

Es werden nur kovariante mit kontravarianten Indizes kontrahiert. Zwei Indizes werden kontrahiert, heißt, daß ich über diesen gemeinsamen Index summiere.
Die spezielle Lorentz-Transformation für die Bewegung in x-Richtung wird durch eine Drehmatrix dargestellt:

     (                )
        g   - bg  0  0
  n    -bg    g   0  0    '    n
A m =   0     0   1  0  ; xm = Amxn
        0     0   0  1

Amn ist eine Transformationsmatrix und kein Tensor! Damit haben wir die Analogie zu Drehungen. Die allgemeine Lorentztransformation ergibt sich nun als Kombination von Drehung und speziellen Lorentztransformationen. Unter Lorentztransformationen gilt:

Ferner gilt:

      (  g   bg   0    0 )
        -bg  - g  0    0
Amn =    0    0   -1   0
         0    0   0   - 1

(A -1)  = (AT)   = Anm
     mn       mn

Zwei Lorentz-Transformationen in die gleiche Richtung mit b1 bzw. b2 liefern eine neue Lorentz-Transformation mit b1+2 =?. Dieses Problem soll als Übung aufgefaßt werden.

Beispiele für Vierervektoren:
Bestimme die Bahnkurve eines Teilchens (ct,x(t)). Nichtrelativistisch gilt:
d-x(t) = v(t)
dt

Hierbei handelt es sich um einer Dreier-Vektor. Relativistisch gilt jedoch:

   2    2  v2  2   dt2
dt  = dt - c2 dt = g2

                ( )
dxm-= g d-xm = g c  = um
 dt     dt       v

um ist die sogenannte Vierergeschwindigkeit. Das Quadrat von um ist:

         (      )      (     2)
umum = g2 c2- v2 = c2g2  1- v2  = c2
                            c

Evident im Ruhesystem des Teilchens ist folgendes:

xm = (ct,o) = (ct,o)

dxm-
 dt = (c,o)

Nichtrelativistisch gilt:

p = mv

Für den relativistischen Impuls (Vierergruppe) folgt:

|pm =-mum-|
----------|

5.1.5 Volumenelement in 4 Dimensionen

In 3 Dimensionen gilt liefert  integral d3x ein invariantes Integral. Analog ist d4x ist invariant unter Lorentztransformationen, da gilt:
|-------------------------|
| 4 '   @(x'0,x'1,x'2,x'3)  4  |
|d x =  @(x0,x1,x2,x3) d x |
|        ----- -----      |
-------Jakobi--Determinante----

Das ist die Jakobi-Determinante, für die gilt:

            (                )
               g   - bg  0  0
Det(anm) = Det  -bg    g   0  0  = g2- b2g2 = 1
               0     0   1  0
               0     0   0  1

Für die Ableitungen gilt in 3 Dimensionen:

 d
dx-=  \~/

Hierbei handelt es sich um einen Vektor. In 4 Dimensionen gilt analog:

|---------|
| m   -@--|
|@  = @xm |
----------

|---------|
|      @  |
|@m = @xm-|
----------

Anwendung:
In 3 Dimensionen gilt:
  \~/ x (x .y)=   y
VektorSkalar   Vektor

Für 4 Dimensionen folgt:

            @
@n (xmym) =--n (xmym) = yn
           @x