7.7 Zeitumkehroperator

Betrachten wir zuerst ein Teilchen ohne Spin. Wir wollen den betreffenden Operator als K bezeichnen mit den Eigenschaften KrK = r und Kp K = -p . Beispielsweise vertauschen x und px nicht: [x,px] = ih. Durch Anwendung des Operators K folgt K[x,px]K = KihK. Andererseits muß gelten K[x,-px]K = -K[x,px]K = -KihK. K muß somit ih in -ih überführen. K muß damit „antiunitär“ sein:

KihK † = (-ih)KK † = - ih

K(r × p)K † = -(r× p) ==> KJK † = - J

K ändert sowohl den Impulsoperator als auch Drehimpulsoperatoren. In der Wellenmechanik bezeichnen wir den Komplexkonjugations-Operator mit K0; es gilt also durch Anwendung von K0 auf einen Zustand f(r): K0f(r) = f*(r) und außerdem [K0,H] = 0.

K0ih @-|y(t)> = K0H |y(t)>
    @t

Aufgrund der Vertauschungsrelation von K0 mit H ergibt sich:

   -@
- ih@tK0 |y(t)> = HK0 |y(t)>

Schreiben wir nun t = -t':

  @
ih--'K0|y(-t')> = HK0 |y(- t')>
 @t

Lassen wir nun einfach den Strich weg:

                             |----------------------------|
  @-                         | @-                         |
ih@tK0|y(-t)> = HK0 |y(-t)> <==> ih@t [K0|y(-t)>] =-H-[K0-|y(--t)>]

Wir haben damit eine neue Lösung der Gleichung gefunden, nämlich |y(t)>umk  =_ K0|y(-t)>. Betrachten wir nun ein Teilchen mit Spin: Hier gilt dann KJ = -J K und außerdem lieht Antiunitarität vor. Schauen wir, was mit dem Drehoperator R nach einer Zeitumkehr passiert:

      [  i   ]         [  i        ]     [  i    ]
K exp  -h-J^uf K † = exp  +h-KJ ^uK †f  = exp - hJ ^uf

Damit gilt also KR = RK und somit [K,R] = 0; die Operatoren R und K vertauschen also. Angenommen, wir haben nun ein Teilchen mit dem Spin s in der {r,Sz}-Darstellung:

K0rK † = r, K0pK †= - p
     0          0

Außerdem gilt:

   { Sx }      {  Sx   }
K0   Sy   K †0 =   - Sy
     Sz           Sz

Für S = 12 gilt:

           { (   )  (     )  (     )}
S = 1s = 1   0  1  ,  0  i  , 1   0
    2    2   1  0    - i 0    0  -1

Da die zweite Paulimatrix imaginär ist, entsteht das Minuszeichen! Dies gilt auch in der Standarddarstellung:

     1                  1
Jx = -(J+ + J- ) und Jy =-(J+- J- )
     2                  2i

Wir wollen aber, daß dies für alle Operatoren sx, sy und sz gilt. Machen wir deshalb den Ansatz K = RK0, wobei R unitär und K antiunitär ist. R muß folgende Eigenschaften haben:

  {   }     {   }       {  Sx }      {  -Sx }
R    r  R =    r   und R   Sy   R † =   Sy
     p         p           Sz           -Sz

Diese Eigenschaften sind gerade dann erfüllt, wenn R eine Drehung im die y-Achse beschreibt:

|--------------------------|
|                 [    S ] |
R = R(S^ypin)(p)  =_  exp - ip-y- |
-----------------------h----

Für N Teilchen mit Gesamtspin S gilt:

|--------[-----]----|
|            Sy-    |
|K = exp  -ip h  K0 |
--------------------

Wir schreiben nun N = Nhalb + Nganz. Wenden wir den Zeitumkehroperator K zweimal an, so folgt K2 = (-1)Nhalb.

         [ ipSy]       [ ihSy]         [  2piSy]         [  2piSy]
K2 = exp  ---h-  K0exp  ---h-  K0 = exp  - -h--- K20 = exp - --h-- .1

Für solche Drehungen um 2p gilt (wie wir zuvor gesehen haben):

   [       ]
exp - 2piSy  = (1)Ngang(- 1)Nhalb
        h

Eine Folgerung daraus ist die sogenannte KRAMERS-Entartung. Sei der nun Hamiltonoperator „reell“, also gilt KHK = H (1). Nehmen wir an, daß wir einen Eigenvektor |u> haben mit H|u> = E|u> (2). Des weiteren ist H hermitesch, womit E reell ist (3). Dann ist die Behauptung, daß auch K|u> Eigenvektor von H ist. Wir wollen dies beweisen. Dazu wenden wir H auf K|u> an:

H (K|u>) = KH |u>=1KH  |u > 2= KE |u> 3= E (K|u>)

7.7.1 KRAMERS-Entartung


Haben wir eine ungerade Anzahl von 1/2-Spins, dann gibt es eine orthonormierte Basis mit Paaren von komplex konjugierten Vektoren. Dann liegt eine 2n-fache Entartung vor (KRAMERS-Entartung, 1930).

Beweis:
Betrachten wir zuerst den Fall K2 = 1. Dann ist die Behauptung, daß |u> und K|u>proportional sind. Wir wenden K auf |u> an:
                                     2
K |u> = exp (ia)K |u> ==> K |u> = exp(-ia)K | u> = exp(-ia)| u >

Daraus ergibt sich dann exp(ia)K|u> = |u>. Für K2 = -1 behaupten wir, daß |u> und K|u> unabhängig sind. Dies zeigen wir analog:

K |u> = exp(ia)K|u> ==> K |u> = exp(- ia)(-1)|u> ==> |u> = - exp(ia)K |u >

Dies ist nur erfüllt für |u> = 0, womit also |u> = exp(ia)K|u> falsch sein muß!