5.1 Matrixoptik

Will man komplexe Systeme aus Linsen usw. diskutieren, ist oft die Matrixoptik nützlich. Die Idee ist nun folgende: Man charakterisiere einen Strahl an einem Punkt der optischen Achse durch zwei Parameter:

Aus diesen beiden Größen wird ein „Vektor“ gebildet. h und f seien hier wieder klein.

PIC

h2 = h1 + f1 .L

f2 = f1

(   )   (     ) (   )
  h2      1  L    h1
  f2  =   0  1   f1

         -M- ---
            Frei

MFrei ist 2X2-Matrix. Die Matrix für freie Propagation über die Strecke L ist:

|--------(-----)-|
|         1  L   |
|MFrei =  0  1   |
-----------------|

Matrix für eine dünne Linse mit Brennweite f:

PIC

h1 = h2

f2 = f1- h1
          f

Damit gilt:

(   )   (  1   0) (  )
  h2      - 1  1   h1
  f2  =     f      f1

|---------(------)--|
|            11  0   |
MKonvex =   -f  1   |
---------------------

Für konkave Linsen dito, aber f '-->-f.

Beispiel:

Wir betrachten ein System aus zwei dicht hintereinander liegenden dünnen Linsen mit den Brennweiten f1 und f2.

PIC

Wir berechnen das Produkt der beiden Matrizen:

       (       ) (       )   (            )
          1   0     1   0         1      0
Mges =   - 1f2- 1    - 1f1- 1  =   - 1f2-- 1f1  1

--1 - 1-= - -1--
 f2   f1    fges

Damit gilt also:

|--------------|
fg-e1s = f-1 1+ f-21
----------------

Beispiel (Abbildungen):

PIC

Hier müssen drei Matrizen in der richtigen Reihenfolge multipliziert werden:

        (     ) (      ) (    )    (     '       '   )
         1  a'    1   0    1 a      1 - af- a - aaf-+ a'
Mges  =  0  1    - 1f  1    0  1  =   - 1f     - af + 1

                --(----  -----)-
                    11    aa
                =  - f  - f + 1

Somit folgt:

(  )          (  )   (            )
  h'           h      M11h   M12f
  f'  = Mges . f   =  M21h   M22f

In der Bildebene kreuzen sich die Strahlen mit verschiedenem f, d.h. h' hängt nicht von f ab. Somit folgt:

M12 = 0

     '
a- aa- +a'=  0
    f

Somit folgt:

|1---1---1-|
|--= --+ -'|
-f---a---a--

Dies ist die sogenannte Abbildungsgleichung. Die Vergrößerung in der Bildebene ergibt sich nun durch:

          a'
M11 = 1-  f-

Betrachten wir folgendes Zahlenbeispiel. Wir möchten eine zehnfache Vergrößerung, d.h. M11 = -10. Damit resultiert:

a'= 11f

Mit der Abbildungsgleichung ergibt sich dann:

1-  1-  1-  1-  -1--  -10-
a = f - a'= f - 11f = 11f

|--------|
|    11  |
|a = 10f |
---------

PIC

Beispielsweise folgt mit a < f, daß a' < 0 und die Vergrößerung M11 > 0 ist.

PIC

Das virtuelle Bild kann nicht auf einem Schirm aufgefangen werden.

Beispiel (Stabilität optischer Resonatoren):

Wir zeichnen einen Resonator prinzipiell:

PIC

Fragestellung:

Wie sind R1, R2 und L zu wählen, damit der Resonator stabil ist, d.h., daß ein Strahl im Resonator verbleibt? Dazu notieren wir uns zuerst die Matrix eines Spiegels:

|-------------------|
|         (  1  0)  |
M       =   -1  1   |
|  Spiegel     f      |
---------------------

Die Brennweite f des Spiegels hängt dabei folgendermaßen mit seinem Krümmungsradius R zusammen:

|------|
|f = R-|
-----2-|

Ersatzaufbau:

PIC

Die halbe Linse hat die Brennweite 2f. Damit folgt die Matrix eines Rundlaufs:

           (       ) (     ) (       ) (     ) (        )
              1   0    1  L     1   0    1  L     1    0
MRundlauf =  - 1f1 1    0  1    - 1f2- 1    0  1    -21f1  1

Damit M eines Matrix im wesentlichen Sinne wird, ersetzen wir den „Vektor“:

( h)    (  h )
  f  '-->   f .L    /\ = Vektor

Durch Ausmultiplizieren ergibt sich folgendes Zwischenergebnis:

(-----)---(----------------------)-(-----)--------------------------------|
|   h         2g1g2 -1       2g2        h0                                  |
| f .L  =   2g1(g1g2 - 1)  2g1g2- 1    f0 .L  mit g1 = 1--L- und g2 = 1--L- |
|                                                      2f1            2f2 |
|          ----------- -----------                                        |
-------------------M~Rundlauf-------------------------------------------------

Suche zunächst Eigenlösungen des Systems, d.h.

M~Rundlaufr0 = cr0

Dieses Eigenwertproblem soll nun gelöst werden:

(               )
  ~MRundlauf- cM   r0 = 0

Die notwendige Bedingung für nichttriviale Lösungen ist nun, daß die Determinante der Matrix M~Rundlauf - cM gleich Null ist:

det(M~       - cM)=   0
      Rundlauf

Nach einigen Rechenschritten folgt:

 2
c  -2 (2g1g2- 1)c + 1 = 0

Diese quadratische Gleichung wird mit der p-q-Formel gelöst, wobei wir dann folgende Eigenwerte c erhalten:

|--------------- V~ -------------|
-c =-(2g1g2--1)±--4g1g2(g1g2--1)-

Behauptung:

Beweis:

  1. 0 < g1g2 < 1:
         ±ih
c = e   = cosh± isin h

    Denn es gilt:

    cosh = 2g1g2 - 1

    Nun muß gelten:

    sin2h = -4g1g2(g1g2 -1)

    Es gilt ja bekanntlich:

       2         2                2
sin h = 1 - cos h = 1- (2g1g2- 1) = -4g1g2(g1g2- 1)

    Die Eigenwerte c sind komplexe Zahlen, die den Betrag 1 haben. Wir stellen einen beliebigen Anfangsvektor r0 als Linearkombination dar:

    r0 = c+r+ + c- r-

    Nach n Rundläufen ergibt sich folgender Vektor:

    r = c e+inh + c e-inhr
n    +        -     -

    Dieser Ausdruck ist beschränkt:

    rn = (c+r+-+ c-r-)cos(nh)+ i(c+r+ - c-r-)sin(n .h)
          r0

    Infolgedessen haben wir einen stabilen Resonator.

  2. g1g2 < 0 oder g1g2 > 1:

    Wir stellen folgende Behauptung auf:

    c = (2g1g2- 1)±  V~ 4g1g2-(g1g2---1)-= ± cosh(h)± sinh(h)

         +h
c1 = e

    c2 = e-h

    Denn es gilt:

    cosh(h) = 2g1g2 - 1

    sinh2(h) = 4g1g2(g1g2- 1)

    sinh2(h) = cosh2(h)- 1 = (2gg -1)2- 1 = 4gg  (g g - 1)
                        1 2             12  1 2

    Nach n Rundläufen ergibt sich :

             +nh        -nh
rn = c+r+e   + c-r-e

    Dieser Ausdruck ist nicht beschränkt. Der Resonator ist somit instabil.

Graphisch:

PIC

Ebener Resonator:

PIC

g1 = g2 = 1

Konfokaler Resonator:

PIC

g1 = g2 = 0

Konzentrischer Resonator:

PIC

g1 = g2 = -1