Bei tiefen Temperaturen werden langwellige Phononen wichtig. Dies ist in Ordnung
für < 400GHz 20K. Es solle also Debye’s Näherung gelten. Aber Quarzglas besitzt
eine spezifische Wärme CV
T (!) für T < 1K und zwei Größenordnungen zu groß
bei 0,1K. Ursache dafür sind die sogenannten „Tunnelsysteme“. Es handelt sich
hierbei um „Teilchen“, Atome oder Atomgruppen, deren Natur letztlich im Detail
unbekannt ist.
Es ist jedoch bekannt, daß sich diese Teilchen in einem Doppelmuldenpotential befinden. Sie können also in der Nachbarschaft ein zweites Potentialminimum finden. Teilchen tunneln zwischen Potentialbarriere hin und her. Dies führt zu einer niederenergetischen Anregung. Hierbei gilt:
a und
b sind Wellenfunktionen für lokalisierte Teilchen. Beim Tunneleffekt gibt es
einen Überlapp dieser beiden Wellenfunktionen.
a und
b bilden zwei neue
gemeinsame Wellenfunktionen, ähnlich wie bei H2+.
Hierbei gilt E = , wobei
0 die Tunnelaufspaltung ist. Mittels der
quantenmechanischen Störungstheorie und der WKB-Methode (Wenzel, Kramers,
Brillouin) erhält man
0 =
exp(-
) mit
2 =
. Es stellt sich jedoch die
Frage, was genau hier tunnelt. Dieses ist jedoch im Detail unbekannt. Man könnte
annehmen, es handelt sich um ein einziges Atom; diese Vorstellung ist jedoch naiv.
Betrachtet man die gekoppelte Bewegung mehrerer Atome und berücksichtigt man
außerdem, welche Parameter wichtig sind und wie sich diese verteilen, so erhält man
das Tunnelmodell (phänomenologisch):
P ist hierbei eine Konstante. Dieses erlaubt die erfolgreiche Beschreibung vieler Experimente. Berechnen wir die spezifische Wärme aus der Zustandsdichte D(E) bezüglich der Energie:
max stellt eine Obergrenze dar, welche jedoch unbeobachtbar ist, da der Überlapp
gegen Null geht. D(E)
ln
ist eine „langsame“ Funktion bezüglich E. Sie ist
also näherungsweise konstant. Daher erhalten wir CV
T. Die Zahl dieser
Tunnelsysteme in amorphen Festkörpern liegt bei 1017
.