5.9 Spezifische Wärme amorpher Festkörper bei tiefen Temperaturen

Bei tiefen Temperaturen werden langwellige Phononen wichtig. Dies ist in Ordnung für < 400GHz /\ = 20K. Es solle also Debye’s Näherung gelten. Aber Quarzglas besitzt eine spezifische Wärme CV  oc T (!) für T < 1K und zwei Größenordnungen zu groß bei 0,1K. Ursache dafür sind die sogenannten „Tunnelsysteme“. Es handelt sich hierbei um „Teilchen“, Atome oder Atomgruppen, deren Natur letztlich im Detail unbekannt ist.

PIC

Es ist jedoch bekannt, daß sich diese Teilchen in einem Doppelmuldenpotential befinden. Sie können also in der Nachbarschaft ein zweites Potentialminimum finden. Teilchen tunneln zwischen Potentialbarriere hin und her. Dies führt zu einer niederenergetischen Anregung. Hierbei gilt:

CV  oc  T bei T < 1K

ya und yb sind Wellenfunktionen für lokalisierte Teilchen. Beim Tunneleffekt gibt es einen Überlapp dieser beiden Wellenfunktionen. ya und yb bilden zwei neue gemeinsame Wellenfunktionen, ähnlich wie bei H2+.

PIC

Hierbei gilt E =  V~ --------
  D2 + D20, wobei D0 die Tunnelaufspaltung ist. Mittels der quantenmechanischen Störungstheorie und der WKB-Methode (Wenzel, Kramers, Brillouin) erhält man D0 = h_O_exp(-c) mit c2 = mV-a22
 2h. Es stellt sich jedoch die Frage, was genau hier tunnelt. Dieses ist jedoch im Detail unbekannt. Man könnte annehmen, es handelt sich um ein einziges Atom; diese Vorstellung ist jedoch naiv. Betrachtet man die gekoppelte Bewegung mehrerer Atome und berücksichtigt man außerdem, welche Parameter wichtig sind und wie sich diese verteilen, so erhält man das Tunnelmodell (phänomenologisch):

P(D,c) dDdc = P-dDdc

P ist hierbei eine Konstante. Dieses erlaubt die erfolgreiche Beschreibung vieler Experimente. Berechnen wir die spezifische Wärme aus der Zustandsdichte D(E) bezüglich der Energie:

                                --
P (E, c)dEdc = P (D,c)dD-dEdc =  P V~ --E-----dEdc mit D20 = h_O_exp(- c)
                     dE            E2 - D20

                      |-------------|
       c integral max           --      ( E  )|
D(E) =    P (E, c)dc = P cmax ln h_O_- |
        0             ---------------

cmax stellt eine Obergrenze dar, welche jedoch unbeobachtbar ist, da der Überlapp gegen Null geht. D(E)  oc ln(E )
 h_O_ ist eine „langsame“ Funktion bezüglich E. Sie ist also näherungsweise konstant. Daher erhalten wir CV  oc T. Die Zahl dieser Tunnelsysteme in amorphen Festkörpern liegt bei 1017  1
cm3.