4.5 Quantentheorie

4.5.1 Zustände und Messungen

Zu jedem Zustand eines Quantensystems gehört ein bestimmter |Y> des Hilbertraums E. Jeder dynamischen Variablen wird eine Observable des Raumes E zugeordnet. Es gibt drei Grundpostulate:
Beispiel:
Wir nehmen an, daß D ein Eigenwert a1 des diskreten Spektrums ist. Also gilt die Eigenwertgleichung:
^A|n> = a1|n>

       oo             oo          oo 
|Y> =  sum  | n ><n|Y>  =_   sum  cn|n>  =_   sum  |Yn> mit <Y |Y > = 1
      n=1          n         n

Die Wahrscheinlichkeit W1, um für A den Wert a1 zu finden, berechnet sich nun nach:

W1 = <Y1|Y1> = <Y |1><1| Y > = |C1 |2

Wenn ich nun a1 gemessen habe, verändert sich die Situation:

    Messung ergibt a1
|Y> ------------->  |1>

4.5.2 Bewegungsgleichungen („Reduktion des Wellenpaktes“)

Ein isoliertes System ist deterministisch. Zur Zeit t0 sei ein Vektor |Y(t0)> und zur Zeit t ein Vektor |Y(t)> = U(t,t0)|Y(t0)> gegeben. U(t,t0) nennt man Entwicklungsoperator. Wir postulieren:

Daraus folgt dann das vierte Quantenpostulat (Postulat 4(S)), nämlich die Schrödingergleichung:

ih d-| Y(t)> = H(t)|Y(t)>
  dt

[  d      ]
 ihdtU (t,t0)Y|(t0) > = [H(t)U(t,t0)]| Y(t0)> = H(t)| Y(t)>

Wir machen einen kleinen „Zeitsprung“:

             [           ]
    '            i-   '       '
|Y(t + dt)> =  1- hH(t )dt |Y(t )>

Daraus folgt dann:

U (t'+ dt,t') = 1 - iH dt
                 h

Wir wollen zeigen, daß der Operator unitär ist:

             (    i    )(     i    )
U U† = U†U =   1- hH dt   1 + hH dt  = 1+ O(dt2)

Man kann nun das Zeitintervall von t0 nach t in infinitesimal kleine Stückchen einteilen. Dann kann U(t,t0) als Produkt geschrieben werden:

U (t,t ) =  prod  U(t'+dt,t')
     0

Als Produkt der unitären Operatoren U(t' + dt,t') ist auch U(t,t0) unitär.

4.5.3 Das Schrödinger-Bild

|Y(t)> sei gegeben. Die Wahrscheinlichkeit, x zu finden ergibt sich dann aus:
        2
|<x|Y(t)>|

Wir wenden den Entwicklungsoperator an:

|Y(t)> = U (t,t )| Y(t )>
   1         0    0

|<x| Y(t )>| 2 = |<x|U(t,t )| Y >| 2
      1             0

4.5.4 Das Heisenberg-Bild

Wir erhalten das Heisenberg-Bild aus dem Schrödinger-Bild durch eine unitäre Transformation mit dem Operator U(t,t0). Damit ergibt sich:
|YH > = U †(t,t0)|YS(t)> = |YS(t0)>

AH(t) = U †(t,t0)ASU (t,t0)

Daraus folgt die „neue Bewegungsgleichung“, also das 4.Quantenpostulat im Heisenberg-Bild (Postulat 4(H)):

ih dAH-= [A  ,H  ]+ih@AH-
   dt     H   H      @t

Man nennt diese die Heisenberg-Gleichung. Wir setzen AH(t) in diese Gleichung ein. Dazu werten wir zuerst die Zeitableitung auf der linken Seite aus:

   d                     @AS                                @AS
ihdtAH  = U†ASHSU  + ihU †-@t-U - U†HASU  = U †[AS,H]U + ihU†-@t-U

Mit HH = UHU folgt:

 -d       †(      †        †   )       †@AS-                @-
ihdtAH  = U  ASU U  H - HU U AS  U + ihU   @t U = [AH, HH] + ih @tAH

Jeder Ket-Vektor im Heisenberg-Bild beschreibt eine mögliche Bewegung des Systems.

Intermezzo:
Betrachten wir ein Quantensystem mit Observablen (^q1,...,^qN ,p^1,...,p^N ) und den Kommutatorbeziehungen [^q m,^q n] = [p^ m,^p n] = 0; [^q m,^p n] = ihdmn. Das klassische System habe die dynamische Variable Aklass = A(q1,...,qN) und erfülle die Bewegungsgleichung:
dAkl = {A  ,H }  + -@A
 dt      kl  klP   @t  kl

Mit der Definition der Poisson-Klammern:

           sum  ( @A @H    @A  @H )
{A,H}P   =_     ---n--n-- --n---n
           n  @q  @p    @p @q

Man macht den Schritt von „Klassisch“ nach „Quantenmechanik“ durch:

|-------------------------------------|
|{A,B}Poissonklammer '--> -1[ ^A,B^]Kommutator|
---------------------ih---------------|

4.5.5 Erwartungswerte

Die Erwartungswerte im Schrödinger- und Heisenbergbild sind damit gleich.

4.5.6 Das Wechselwirkungsbild

Es sei folgender Hamilton-Operator gegeben:
                             [        ]
H = H(0) + H(1) mit H = H †   H(0),H(1)  = 0

H(1) sei klein. Wir betrachten die strenge Lösung der Schrödingergleichung:

ih d-U (0) = H(0)U(0)(t,t) mit U (t ,t) = 1
  dt                0        0

          (0)†                    (0)†    (0)
|YI(t)> = U   (t,t0)| YS(t)>; AI(t) = U  ASU

Im Wechselwirkungsbild ändern die Kets sich langsam, da H(1) klein ist:

|--d--------------------@---|
|ih--AI(t) = [AI,H(0I)]+ ih-AI |
--dt-------------------@t----

Es gilt allgemein:

|-(0)†-(0)---|
U----U---=-1-

d- (0)† (0)
dtU   U   = 0

d               d            d               d              d
dtU(0)†U(0) = U(0)dtU(0)† + U (0)†dtU(0) = 0 <==> U(0)dtU(0)† = - U(0)†dtU (0)

Dies wird im folgenden benötigt:

                                    [       ]
  d-  (0)†      (0)†  (0) d (0)†      (0)†   d- (0)   (0)†     (0)†  (0) (0) (0)†     (0)†  0
ihdtU    = ih.U   U   dtU    = -U     ih dtU   U    = - U   H   U  U    = - U   H

Durch Einsetzen in die Schrödinger-Gleichung unter Berücksichtigung der Produktregel folgt dann:

                                  (          )
ih d-U (0)†|YS> = -U (0)†H(0)|YS>+U (0)† H(0) + H(1) |YS > = [U (0)†H(1)U(0)]U(0)†| YS > = H(1)(t)|YI(t)>
  dt                                                                          I

|----------------------|
ih d-|YI> = H(1)(t)|YI(t)>
--dt--------I----------|

Das Wechselwirkungsbild ist sehr gut geeignet zur Beschreibung von Streuprozessen.